Im Gespräch mit dem Sportlichen Leiter Stephan Hinz wird im folgenden Interview über die letzten, schweren Jahre berichtet sowie eine Vorausschau vor allem über den Jugendbereich des Vereins. Das Interview führte Sven Gusko, Vater zweier Jugendspieler des FC NORDOST und nebenbei Berichterstatter des Fachblatts „Fußball Woche“.
SG: „Stephan, zu Beginn unseres Gespräches ein Rückblick deinerseits. Seit wann bist du beim FC NORDOST im administrativen Bereich tätig?“
SH: „Vor fünf Jahren, also mitten im Höhepunkt der Coronazeit, bin ich zum FC NORDOST gekommen. Zu diesem Zeitpunkt existierte keine A-+ B-Jugendmannschaft, gerade einmal eine halbe C-Jugend und eine D-Jugendmannschaft sowie eine halbe 1. Herrenmannschaft. Der Verein hatte gerade einmal rund 300 Mitglieder!“
SG: „Warst du denn von Anfang an in die Jugendarbeit eingebunden?“
SH: „Nein, ich war zunächst verantwortlich für den Aufbau des Herrenbereichs, um Stabilität durch neue Spieler bzw. Charaktere herstellen zu können. Zudem war ich als Coach der 1. Herren tätig, und hier passierte mein größter Fehler: ich habe zu früh
aufgegeben und bin vor dreieinhalb Jahren vom Traineramt zurückgetreten. Anschließend wurde viel geredet über die erste Herrenmannschaft, über große Ziele, doch nachhaltig war davon wenig zu erkennen. Grundlage dafür ist der Trainingsfleiß! Die damaligen Spieler müssen sich hinterfragen, ob sie dafür alles getan haben, aber auch wir als Verein müssen uns zu diesem Thema selbst in die Kritik nehmen.“
SG: „Kurz danach folgte die wohl größte Krise beim FC NORDOST, oder?”
SH: „Genau, vor etwa zweieinhalb Jahren war der Verein klinisch tot! Es war das Ende der „griechischen Zeit“; ich glaube, jeder Leser weiß, was ich mit diesem Begriff meine. Der FC NORDOST stand Dank Machenschaften des damaligen Präsidenten kurz vor der Insolvenz, sogar eine Vereinsstreichung stand im Raum. Was an Aufwand privater Zeit nachts und morgens geopfert wurde, liegt weit über dem, was man sich vorstellen kann. Um diesen Menschen zu überführen, mussten wir detektivmäßig vorgehen, haben recherchiert, unser Büro überwacht. Großen Dank geht an externe und interne Geldspender; ohne diese hätten wir es nicht geschafft!“
SG: „Damit sich die „griechische Zeit“ nicht wiederholt, wie ist der FC NORDOST auf Vorstandsebene aufgestellt?“
SH: „Gute Frage, dazu wollte ich noch etwas sagen: Seit zweieinhalb Jahren wurde bis zur ersten Mitgliederversammlung sehr viel Aufwand betrieben, um den Verein in ruhige Fahrwasser zu führen. Vor eineinhalb Jahren wurde die Satzung verändert, um
die Mitgliederversammlung vorzubereiten; dies geschah in Abstimmung und Zusammenarbeit mit Anwälten. Uns ist total bewusst, dass das Vereinsleben in dieser Zeit stark gelitten hat. Es ging viel Zeit drauf, den Verein in ruhige Fahrwasser zu führen und zur Mitgliederversammlung gut aufgestellt zu sein. Außerdem hat sich die Mitgliederzahl seitdem fast verdoppelt!
Es musste unser Anspruch sein, den Verein weiterzuentwickeln und detailliert zu strukturieren. Am 11.01. diesen Jahres fand dann unsere Mitgliederversammlung statt; gewählt wurden dabei sieben Vorstandsmitglieder und ein Beisitzer! Auf der ersten Vorstandssitzung wurden dann noch weitere acht Unterposten festgelegt. Näheres dazu wird in den nächsten Tagen in einem Organigramm zu sehen sein! Ein Auszug daraus ist die gewählte sportliche Leitung:
- Sportdirektor Herren
- Sportdirektor Kommunikation A-/B-/C-Jugendbereich
- gewählte Mädchen- bzw. Frauenbeauftragte
Ein großes Thema wird die Qualifizierung der Trainer und Betreuer/innen sein, damit die interne Struktur gestärkt wird, bevor man damit in die Öffentlichkeit geht.“
SG: „Du bist anschließend in den Jugendbereich gewechselt, warum?“
SH: „Es war wichtig im Jugendbereich neue Strukturen zu schaffen, also z.B. jahrgangsgetreue Mannschaften. Im Laufe der Zeit wurden zudem die richtigen Trainer/Leute auf die entscheidenden Positionen installiert. Das beste Beispiel hierfür ist der Jahrgang 2012, der vor zweidreiviertel Jahren sportlich am Boden lag. Jedes Wochenende deftige, zweistellige Niederlagen; die Jungs wollten wechseln oder aufhören, da sie den Spaß verloren hatten. In dieser Zeit wurde in Zusammenarbeit mit den engagierten Eltern viel getan, strukturell, aber auch an der Ausbildung der Kinder gearbeitet; das Ergebnis: Ende Mai diesen Jahres sind viele dieser Spieler noch dabei und haben dank kontinuierlicher Weiterentwicklung als D1-Jugend den Aufstieg in die Landesliga geschafft. So soll es auch zukünftig weitergehen.”
SG: „Glückwunsch dazu; wie geht es in der kommenden Saison weiter?“
SH: „Intern hatten wir uns bereits im Oktober 2024 verständigt, mit nur noch zwei Herrenteams in die Saison 2025/26 zu gehen. Wir mussten dann noch die Mitgliederversammlung am 11.01.2025 abwarten, um dies umzusetzen. Wir sind der Meinung, dass andere Wege gegangen werden müssen: weniger reden, mehr machen und nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern auf sich selbst zu achten. Es ist total einleuchtend, dass unsere 1. Herren zukünftig um den Aufstieg spielen wollen. Es wird hierbei Rückschläge geben, aber diese werden von uns in Kauf genommen, weil in jeder gesamtheitlichen Entwicklung kann es nicht nur aufwärts gehen.
Darüber hinaus werden wir eine A-, zwei B-, zwei C- und vier D-Jugendmannschaften ins Rennen schicken sowie einen breiten Kinderfußballbereich! Sicherlich müssen wir in naher Zukunft im Jugendbereich versuchen jeweils eine Liga höher zu spielen ohne dabei einen Zeitpunkt festlegen zu wollen; unser Ziel für alle Altersklassen ist es unter die ersten drei zu kommen. Ebenso gibt es ab der kommenden Saison eine Mädchenmannschaft; zunächst auf dem Kleinfeld und ab der darauffolgenden Saison dann auf dem Großfeld! Ganz entscheidend muss dabei die Persönlichkeitsentwicklung jedes Einzelnen stehen!“
SG: „Gibt es noch weitere Mannschaften zur kommenden Saison?“
SH: „Selbstverständlich sind wir bei den Minis sowie der F-+ E-Jugend sehr breit aufgestellt und kommen hier fast an unsere Kapazitätsgrenzen. Außerdem wird die 32er-Mannschaft, die in der laufenden Saison in der Landesliga nach der Hinrunde
zurückgezogen hat, eine Kleinfeldmannschaft stellen. Nicht zu vergessen ist mit der Ü40-Kleinfeld unsere älteste Altersklasse.“
SG: „Das hört sich alles gut an; gibt es ein übergeordnetes Ziel?“
SH: „Die Sichtbarkeit unseres Vereins muss viel deutlicher – auch im Verhältnis zum Aufwand, der hier betrieben wird – werden. Die Kritik an uns ist nachvollziehbar als auch verständlich; absolut müssen wir uns in einigen Bereichen deutlich steigern. Dies funktioniert aber nur, wenn wir im Verein noch enger zusammenrücken und wichtig für mich, dass wir miteinander statt übereinander reden, dass wir Probleme lösen, diese nicht noch mehr werden lassen und dass wir uns kritisch begutachten und die Scheinheiligkeit zukünftig beiseite legen. Keiner von uns ist fehlerfrei, wichtig ist, dass wir uns gegenseitig helfen, diese Fehler zu minimieren.“
SG: „Stephan, ich danke für das Gespräch!“